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Streit um den Online Safety Act: Beschränkt Grossbritannien die Meinungsfreiheit?

2025-08-17
Streit um den Online Safety Act: Beschränkt Grossbritannien die Meinungsfreiheit?
Berliner Zeitung

Grossbritannien hat mit dem Online Safety Act (OSA) ein Gesetz verabschiedet, das international für Aufsehen sorgt. Ab Ende Juli ist es in Kraft getreten und gilt als eines der strengsten seiner Art weltweit. Doch was steckt hinter dem OSA und warum spaltet es die Nation?

Das Ziel des Gesetzes: Schutz von Minderjährigen

Offiziell soll der Online Safety Act vor allem Minderjährige vor schädlichen Inhalten im Internet schützen. Dazu gehören beispielsweise Inhalte, die sexuelle Ausbeutung, Mobbing, Selbstverletzung oder Gewalt verherrlichen. Plattformbetreiber wie Facebook, YouTube und TikTok sind verpflichtet, Massnahmen zu ergreifen, um solche Inhalte zu entfernen oder deren Verbreitung zu verhindern. Die Regierung argumentiert, dass dies notwendig sei, um junge Menschen vor den Gefahren des Internets zu bewahren und ihre psychische Gesundheit zu schützen.

Kritik: Einschränkung der Meinungsfreiheit und Zensur

Die Umsetzung des Gesetzes ist jedoch höchst umstritten. Kritiker warnen vor einer massiven Einschränkung der Meinungsfreiheit und einer Zensur des Internets. Sie befürchten, dass Plattformbetreiber aus Angst vor hohen Strafen Inhalte entfernen werden, die zwar möglicherweise anstössig, aber nicht unbedingt illegal sind. Dies könnte zu einer Verringerung der Vielfalt an Meinungen und Informationen im Netz führen.

Besonders kritisch wird die Rolle der Gerichte und Regulierungsbehörden hervorgehoben. Der Gesetzestext lässt Raum für Interpretationen, was als “schädlicher Inhalt” gilt, und die Gerichte könnten in Zukunft gezwungen sein, über die Entfernung von Inhalten zu entscheiden, die nicht eindeutig gegen geltendes Recht verstoßen. Dies könnte zu einer willkürlichen Zensur führen und die freie Meinungsäusserung gefährden.

Bedenken hinsichtlich der Umsetzung und Überwachung

Auch die technische Umsetzung des Gesetzes wirft Fragen auf. Wie sollen Plattformbetreiber “schädliche Inhalte” effektiv identifizieren und entfernen, ohne dabei legitime Meinungen und Informationen zu unterdrücken? Einige Experten warnen vor einem “Overblocking”, bei dem zu viele Inhalte fälschlicherweise entfernt werden.

Darüber hinaus gibt es Bedenken hinsichtlich der Überwachung und Datenerhebung. Um die Einhaltung des Online Safety Act zu gewährleisten, könnten Plattformbetreiber gezwungen sein, noch mehr Daten über ihre Nutzer zu sammeln und zu speichern. Dies könnte zu einem Verlust der Privatsphäre und zu einem Überwachungsstaat führen.

Die Debatte geht weiter

Der Online Safety Act hat eine hitzige Debatte in Grossbritannien ausgelöst, die auch international Beachtung findet. Während Befürworter den Schutz von Minderjährigen in den Vordergrund stellen, warnen Kritiker vor den potenziellen negativen Auswirkungen auf die Meinungsfreiheit und die digitale Demokratie. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, wie das Gesetz in der Praxis umgesetzt wird und welche Folgen es für das Internet und die Gesellschaft haben wird.

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